Auf dem Sprungbrett

Die Vorbereitungen für das NATO-Manöver »Defender 2020« sind in vollem Gang. Nun beginnt eine neue Stufe der Propagandaoffensive
 
Offiziell hat das NATO-Manöver »US Defender Europe 2020« noch nicht begonnen, allerdings berichten lokale Medien in Sachsen schon seit fast zwei Wochen von US-Panzertransporten auf riesigen Güterzügen Richtung Osten, die z. B. durch Chemnitz rollen.Höchste Zeit, um in der Bundesrepublik die nächste Stufe der Propaganda für die Übung, bei der u. a. erstmals eine ganze US-Division mit 29.000 US-Soldaten an die russische Grenze verlegt werden soll, zu zünden. So feierte dpa unter der munteren Überschrift »Burger, Dollar, Feldbetten – Garlstedt bereit für US-Soldaten« am Donnerstag die Vorbereitungen der Bundeswehr. Auf dem Gelände der Logistikschule im niedersächsischen Garlstedt nördlich von Bremen liefen die letzten Vorbereitungen für die Ankunft von rund 2.000 US-Soldaten. Sie sollten dort im Rahmen von »US Defender Europe 2020« ab etwa Mitte Februar für rund eine Woche untergebracht werden. Dpa zitierte den Kommandeur der Logistikschule, General André Denk, mit den Worten: »Was wir hier zu Verfügung stellen, übertrifft bei weitem die Erwartungen der Amerikaner.« Laut dem Bericht hatten Spezialpioniere aus Husum in den vergangenen neun Wochen auf einer zwei Fußballfelder großen Fläche eine Zeltstadt mit mehr als 20 Großzelten errichtet. In jedem Zelt sollen 80 Soldatinnen und Soldaten Platz finden. Für Verpflegung sei gesorgt, an einer Grillhütte könnten die Gäste auch Burger mit Dollar bezahlen.Ebenfalls am Donnerstag berichtete der in Neubrandenburg erscheinende Nordkurier, dass auch die Stadt Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Ende Februar und Anfang März mehrere hundert US-Soldaten erwartet. Die Tageszeitung erwähnte in diesem Zusammenhang, dass Oberstleutnant Nikolai Schwan, der Kommandeur des gastgebenden Jägerbataillons 413, bei seiner Einführungsrede »vor Politik und Gesellschaft in Torgelow« vor 20 Monaten den dortigen Bundeswehr-Standort als »Sprungbrett« mit Blick auf die NATO-Partner im Baltikum bezeichnet habe.

Das gilt für die Bundesrepublik insgesamt. Sie ist zentrale Drehscheibe des Manövers, an dem insgesamt 37.000 Soldaten aus 19 Ländern teilnehmen. Es findet im April und Mai rund um den 8. Mai, den Tag der Befreiung vom Faschismus, statt. Vorbereitet wird es seit Wochen u. a. mit einer geschichtspolitischen Kampagne. So behauptete der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Dienstag im US-Nachrichtenportal Politico, 45 Jahre sowjetischer Besatzung hätten »Millionen Menschenleben gekostet«. Die Sowjetunion habe eine »verdrehte Version von Geschichte« verbreitet, wonach sie »Europa vom Nazismus ›befreit‹« habe.

Der Bundesvorstand der Partei Die Linke berät auf seiner Tagung am kommenden Wochenende über eine Beschlussvorlage zur Unterstützung von Aktionen der Friedensbewegung. Das Mitglied des Parteivorstandes, Tobias Bank aus Brandenburg, erklärte dazu am Donnerstag: »Dass öffentliche Infrastruktur für Militärtransporte herhalten muss, um die Kriegsgelüste bestimmter Politiker zu befriedigen, ist schon schlimm genug. Aber dass extrem viel zusätzlicher Verkehr, Störungen bei der Bahn und möglicherweise Schäden an Straßen damit in Kauf genommen werden, ist einfach nur grotesk.« Am kommenden Sonntag findet in Leipzig das nächste Vernetzungstreffen der Friedensbewegung zu diesem Thema statt.

Weitere Informationen der Friedensbewegung: antidef20.de, stoppt-defender-2020.de, kein-aufmarschgebiet.de

https://www.jungewelt.de/artikel/371191.defender-2020-auf-dem-sprungbrett.html

 

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