Das Gebot der Stunde: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“

Aus Anlass des „Tages des Gedenkens an alle Opfer des faschistischen Terrors“, erneuern Antifaschisten in Königs Wusterhausen den Schwur der Buchenwalder Antifaschisten

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

„Auschwitz“ steht für den fabrikmäßigen Massenmord an den europäischen Juden, für eines der größten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit.

Über 1 Millionen Menschen verloren allein in Auschwitz, vor allem im Lager Auschwitz-Birkenau das Leben. Etwa 900.000 der Deportierten – Frauen, Männer, Kinder – wurden direkt nach ihrer Ankunft in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet. Über 10.000 sowjetische Kriegsgefangene wurden hingerichtet und verscharrt. Weitere 200.000 starben aufgrund von Krankheiten, Unterernährung, Misshandlungen, durch „medizinische“ Versuche oder wurden später als zur Arbeit untauglich erklärt und vergast.

Die Ermordeten, darunter 1 Million Menschen jüdischer Herkunft, aber auch Roma und andere kamen aus fast ganz Europa.

„Auschwitz“ steht stellvertretend für die 42.500 Orte in Europa, an denen die Faschisten bis zu 20 Millionen Menschen hungern ließen, mit Zwangsarbeit quälten und systematisch vernichteten.

74 Jahre sind vergangen seit der verheerendste und blutigste Krieg in der Geschichte der Menschheit beendet wurde. Der Faschismus, die reaktionärsten Kräfte der Monopolbourgeoisie, die den zweiten Weltkrieg entfesselt haben, erlitten eine vernichtende Niederlage.

Der Sieg über den Faschismus durch die Antihitlerkoalition, in deren Rahmen die Sowjetunion den entscheidenden militärischen und politischen Anteil leistete und die größten menschlichen und materiellen Opfer brachte, führte zur Zerschlagung des Faschismus und Militarismus und schuf tiefgreifende Veränderungen im internationalen Kräfteverhältnis.

Die Sowjetunion und ihre Streitkräfte verteidigten die Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Heimat und trugen entscheidend dazu bei, die Menschheit vor der Gefahr der faschistischen Unterjochung zu retten.

Im zweiten Weltkrieg entwickelte sich an der Seite der Sowjetunion die breiteste und stärkste antifaschistisch-demokratische Widerstandsbewegung, die es jemals in Europa gab. Die Völker kämpften stärker und aktiver als in jedem vorherigen Krieg für ihre Interessen und gegen den Faschismus. Sie waren nicht mehr bloße Willensvollstrecker ihrer Regierungen. Die Führer der kapitalistischen Staaten mussten mit ihrer hohen Aktivität rechnen. Der Kampf der Völker gegen den Faschismus wurde zum allseitigen Kampf für Freiheit und Demokratie.

Seit die militärische Niederlage des deutschen Faschismus absehbar war, diskutierten die Häftlinge verschiedener Konzentrationslager und faschistischer Haftstätten, welche politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen im antifaschistisch–demokratischen Neubeginn gezogen werden müssten. Die Fehler aus der Weimarer Zeit, die Spaltung der Antifaschisten sollten vermieden werden, eine Orientierung, die ihre Basis in der Gemeinsamkeit des Überlebenskampfes hatte, sollte als politische Richtschnur gelten, um ein faschistisches Terrorregime in Zukunft zu verhindern. Aus den Tagen der Befreiung sind solche politischen Botschaften, wie z.B. das Manifest von Mauthausen und des Schwures von Buchenwald bekannt.

Der „Schwur von Buchenwald“ entstand als Appell zum Totengedenken in Buchenwald. Er formuliert so prägnant wie kein anderer Text das Gemeinsame.

Der Schwur von Buchenwald

Kameraden! Wir Buchenwalder Antifaschisten sind heute angetreten zu Ehren der in Buchenwald und seinen Außenkommandos von der Nazi-Bestie und ihren Helfershelfern ermordeten 51.000 Gefangenen!

51.000 erschossen, gehenkt, zertrampelt, erschlagen, erstickt, ersäuft, verhungert, vergiftet, abgespritzt.

51.000 Väter-Brüder-Söhne starben einen qualvollen Tod, weil sie Kämpfer gegen das faschistische Mordregime waren.

51.000 Mütter und Frauen und Hunderttausende Kinder klagen an!
Wir lebend Gebliebenen, wir Zeugen der nazistischen Bestialität, sahen in ohnmächtiger Wut unsere Kameraden fallen.

Wenn uns eins am Leben hielt, dann war es der Gedanke: Es kommt der Tag der Rache!

Heute sind wir frei!

Wir danken den verbündeten Armeen der Amerikaner, Engländer, Sowjets und allen Freiheitsarmeen, die uns und der gesamten Welt den Frieden und das Leben erkämpfen.

Wir gedenken an dieser Stelle des großen Freundes der Antifaschisten aller Länder, eines Organisatoren und Initiatoren des Kampfes um eine neue, demokratische, friedliche Welt, Franklin D. Roosevelt. Ehre seinem Andenken!

Wir Buchenwalder, Russen, Franzosen, Polen, Tschechen, Slowaken und Deutsche, Spanier, Italiener und Österreicher, Belgier und Holländer, Engländer, Luxemburger, Rumänen, Jugoslawen und Ungarn, kämpften gemeinsam gegen die SS, gegen die nazistischen Verbrecher, für unsere eigene Befreiung.

Uns beseelte eine Idee: Unsere Sache ist gerecht – Der Sieg muß unser sein!

Wir führten in vielen Sprachen den gleichen harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf, und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende. Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!

Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens:

Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. Zum Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach:

,WIR SCHWÖREN! ,

Buchenwald/Weimar 19.April 1945

Diesen Schwur der Überlebenden nahmen auch jene auf, die in den verschiedenen Ländern für einen antifaschistischen Neuanfang kämpften. Er blieb Orientierungshilfe in den Folgejahren im Kalten Krieg, als Konfrontation statt antifaschistischer Erneuerung dominierte. Auch heutige Generationen von Antifaschisten übernahmen die Verantwortung aus diesem Schwur. Er ist keine parteipolitische Botschaft, sondern eine Richtschnur für antifaschistisches Handeln über politische, weltanschauliche und religiöse Grenzen hinweg.

Vom 17. Juli bis 2. August 1945 trafen sich die Regierungschefs der UdSSR, der USA und Großbritanniens zu Verhandlungen im Potsdam.

Um für alle Zeiten die Gefahr eines von Deutschland ausgehenden Krieges zu beseitigen wurde festgelegt: „Der deutsche Militarismus und Nazismus werden ausgerottet, und die Alliierten treffen nach gegenseitiger Vereinbarung in der Gegenwart und in Zukunft auch andere Maßnahmen, die notwendig sind, damit Deutschland niemals mehr seine Nachbarn oder die Erhaltung des Friedens in der ganzen Welt bedrohen kann.“

Mit den Festlegungen zur Entmachtung der deutschen Monopolvereinigungen, die für die Entfesselung von zwei Weltkriegen verantwortlich waren, mit der Vernichtung der Nazipartei mit all ihren Gliederungen legten die Alliierten konkrete Bestimmungen fest, die wesentliche Voraussetzungen für die Beseitigung der Grundlagen des deutschen Imperialismus und Militarismus und für die Entwicklung Deutschlands auf demokratischer Grundlage darstellen. Die Grundprinzipien des Abkommens sind auch heute noch von Bedeutung. Sie entsprechen auch heute noch den Lebensinteressen der Menschen in diesem Land und den Erfordernissen des Friedens.

Die Furcht eine zentrale deutsche Regierung für alle Besatzungszonen zu bilden und den Einfluss der antifaschistischen und demokratischen Kräfte in Deutschland stärken zu können verhinderten eine Einheit Deutschlands des Friedens.

Das ist die Linie, die durch Negierung der Lehren aus dem zweiten Weltkrieg und Bruch mit den Grundprinzipien des Potsdamer Abkommens zu solchen Verhältnissen in Deutschland und in Europa geführt hat, die die obersten politischen Repräsentanten des gegenwärtigen Deutschland erneut sagen lassen, dass Deutschland „eine Zurückhaltung, die in vergangenen Jahrzehnten geboten war, vielleicht ablegen sollte zugunsten einer größeren Wahrnehmung von Verantwortung“ in Europa und der Welt. Zur gewünschten aktiveren Rolle Deutschlands in der Welt gehöre auch, „den Einsatz militärischer Mittel als letztes Mittel nicht von vornherein zu verwerfen“.

Und genau das passiert schon wieder dieser Tage. Durch Brandenburg verlegt die NATO komplette Panzerbrigaden zu Manövern, die ständig in Osteuropa an der russischen Grenze stattfinden.

Direkt hier bei uns, ist die A10 Umschlag- und Aufmarschgebiet für Kriegsgerät aller Art. Die jetzigen Transporte sind die umfangreichsten seit dem Ende des Kalten Krieges. Auch die Bundeswehr wird zu den Manövern verlegt und sichert die Truppenverlegung.

Kameraden! Der Aufmarsch gegen Russland ist zurückzuweisen. Die Truppenverlegungen sind nicht nur Drohgebärde, sondern konkrete Kriegsvorbereitung.

Vor 74 Jahren galt für die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland: Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen.

Die Kriegspolitik der BRD geht einher mit einem fortschreitenden Demokratieabbau im Land. Es sind insbesondere die Unionsparteien und Rechtskräfte, die berechtigte soziale Existenzängste in der Bevölkerung vor Erwerbslosigkeit und sozialem Abstieg aufgreifen und in rassistische Bahnen gegen Flüchtlinge richten. Damit lenken sie von den Kräften ab, deren Profite durch Hartz-IV, Niedriglohn und Massenerwerbslosigkeit in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen sind: Die Großaktionäre der deutschen Banken und Konzerne.

Kameraden! Auch Brandenburg gehört zu den Bundesländern, in denen der Verfassungsschutz die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten, die älteste und größte und zudem sehr traditionsreiche antifaschistische Opfer- und Widerstandsorganisation, bespitzelt und diskriminiert.

Der Verfassungsschutz erklärt, dass es verfassungsfeindlich sei, sich auf den Schwur der Häftlinge von Buchenwald zu berufen.

Die Gemeinschaft des Verfassungsschutz-Ämter unterstellt der VVN-BdA und allen antikapitalistischen Antifaschisten, sie machten diese Gleichung auf: Kapitalismus gleich Demokratie gleich Freiheitliche demokratische Grundordnung gleich Vorstufe zum Faschismus, weshalb nicht der Faschismus bekämpft werden soll, sondern vorrangig jede nicht faschistische Ordnung. Da der Kapitalismus, so wird wahrheitswidrig behauptet, die Grundlage der bundesdeutschen Demokratie sei, sei auch jede Kapitalismuskritik verfassungsfeindlich.

Damit erklärt der sogenannte Verfassungsschutz öffentlich, was wir wussten: Sein Ziel ist nicht die Verteidigung der Grundrechte, seine Aufgabe ist die Verteidigung des Kapitalismus.

„Das Vorgehen des Inlandsgeheimdienstes ist vollkommen inakzeptabel. Der selbsternannte Verfassungsschutz, der nicht nur im Fall des neofaschistischen Terrornetzwerkes NSU mit Neonazis paktiert und rechte Netzwerke gefördert und mit aufgebaut hat, hat keinerlei Recht, Nazigegner und Demokraten zu überwachen. Nach wie vor und aller Skandale zum Trotz fühlt sich der Geheimdienst jedoch noch immer verpflichtet, gegen die politische Linke mobil zu machen und diese zu diffamieren.

74 Jahre nach der Befreiung vom deutschen Faschismus muss der Kampf deswegen heute mehr denn je fortgesetzt werden – Schulter an Schulter gegen neue NATO-Kriege, gegen Faschismus in Europa, gegen Sozial- und Demokratieabbau. Dafür gilt es heute ein Zeichen in ganz Deutschland zu setzen.

„Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“

bleibt das Gebot der Stunde. Diesen Ruf erneut in den Mittelpunkt der politischen Forderungen zu rücken und sie zum Leitgedanken des Friedenskampfes zu machen, ist unsere Pflicht!

Danke.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert